Bürgermeisterkandidat Johannes Reger, Landratskandidat Roland Grillmeier sowie die Stadtratskandidaten von CSU und CWL luden zum Bürgergespräch in die Stadthalle ein.
Dass die Podiumsdiskussion der drei Bürgermeisterkandidaten noch nicht alle Fragen beantwortet hat, zeigte das große Interesse am Bürgergespräch. Stadtrat Dominik Vollath, der die Begrüßung übernahm, war überwältigt vom Besucherandrang. Kurzerhand musste sogar noch eine zusätzliche Tischreihe aufgebaut werden. Besonders herzlich begrüßte er auch die Stadtkapelle Erbendorf unter der Leitung von German Martetschläger, die in den Pausen und im Anschluss zur Unterhaltung beitrug.
Vollath dankte den ausscheidenden Stadträten, die durch ihren Rückzug Platz für neue Kandidaten machen. „CWL und CSU sind die einzigen Gruppierungen im Stadtrat, die jungen Kandidaten und neuen Gesichtern eine realistische Chance bieten, in den Stadtrat einzuziehen.“ Von diesen erhofft sich Vollath „neue Impulse und frische Ideen“.
„Wie geht es weiter, wenn ich gewählt werde? Wohin wollen wir?“ Mit diesen Fragen stieg Bürgermeisterkandidat Johannes Reger in den ersten Teil des Bürgergesprächs ein. In einem Impulsvortrag sprach er unter anderem einige Themen aus der vergangenen Podiumsdiskussion noch einmal an. Mit ihm werde es keine Revolutionen geben, aber einiges werde sich doch ändern. Zum Beispiel im Freibad, das wirtschaftlicher werden müsse: „Wir wollen das Freibad, aber es gibt noch Verbesserungspotenzial.“ Der neue Kassenautomat und die Neuanschaffung eines Beckenreinigungsgerätes seien erst der Anfang. „Wir müssen durch kluge Investitionen das Freibad weiterentwickeln und seine Zukunft sicherstellen.“ Genauso wichtig sei aber auch der Bau der Schwimmhalle, um den Schulstandort Erbendorf wettbewerbsfähig zu halten. Laut Reger haben bereits jetzt etliche Schulen aus dem ganzen Landkreis Interesse an der Nutzung der Schwimmhalle bekundet. Auch Reger nutzte das „Applausometer“. Auf die Frage „Seid ihr für die strategische Stärkung unserer Schule?“ erntete er Beifall aus dem Publikum. So manche umstrittene Entscheidung aus der Vergangenheit habe sich mit dem nötigen Weitblick als richtig erwiesen. Als Beispiel nannte er den Kauf der Bahnstrecke Erbendorf – Reuth, ohne den es heute kein Radwegenetz und keine Steinwald-Allianz gäbe. „Wer nichts tut, vergibt Chancen.“
Auch das Thema Kultur brachte Reger zur Sprache. Ein städtisches, aus Steuergeldern finanziertes Kulturprogramm werde es in Erbendorf nicht geben. „Zum einen würde das im Haushalt niemals vom Landratsamt genehmigt, zum anderen wollen wir nicht in Konkurrenz zu den Vereinen treten, die sich große Mühe geben, Veranstaltungen auf die Beine zu stellen.“ Viel mehr appellierte er an die Erbendorfer, das vorhandene kulturelle Angebot auch zu nutzen. Traurig sei es, wenn zum Beispiel die Feuerwehr großartige Kabarettisten nach Erbendorf hole, die Anzahl der Besucher aber überschaubar bleibe. „Nicht nur fordern, hingehen“, solle die Devise lauten. Auch Barrierefreiheit, Bürgerservice in der Verwaltung und die Jugendarbeit sprach Reger neben weiteren Aufgaben für die kommenden Jahre an. Oftmals seien schon mit einfachen Maßnahmen und geringen Investitionen Verbesserungen zu erzielen, beispielsweise der Kauf neuer Bücher für die Büchereien in Erbendorf und Wildenreuth: „Man muss nicht jedes Rad neu erfinden.“
Im zweiten Teil des Abend holte sich Reger den Landratskandidaten Roland Grillmeier zum lockeren Gespräch mit nach vorne. Als Vorsitzender des Zweckverbandes IKom Stiftland habe sich Grillmeier die Steinwald-Allianz zum Vorbild genommen. „Wir leben nicht in einem Dorf, sondern in einer Region. Da ist es wichtig zu sehen, was in anderen Orten gut läuft.“ Vor allem beim Thema Tourismus sei die interkommunale Zusammenarbeit sinnvoll. Reger stimmte dem zu. „Mit der Allianz sind wir gut vernetzt und bestens aufgestellt. Wir dürfen den Berlinern nicht hinterhertrauern, sondern müssen uns an die moderne Zeit anpassen.“ Auch bei der Nachhaltigkeit leisten die beiden Ökomodellregionen Steinwald und, seit kurzem, Stiftland, hervorragende Arbeit, wie Grillmeier feststellte. Man könne wirklich stolz auf die flächendeckende kommunale Kooperation im Landkreis sein.
Der Ausbau des ÖPNV sei vor allem eine Angelegenheit des Landkreises. „Wir müssen das Baxi flexibler machen und mehr vernetzen, zum Beispiel über eine App.“ Auch das gemeinsame Pendeln solle erleichtert und gefördert werden. Eine weitere Chance biete die Aufnahme in den Verkehrsverbund Nürnberg und damit die Stärkung des Zugverkehrs. Trotz allem „müssen wir aber auch weiterhin Autofahren dürfen“, fordert Grillmeier. Die geringe Arbeitslosigkeit sei nicht nur den Arbeitsplätzen vor Ort zu verdanken, sondern auch der Möglichkeit, in die nächstgrößeren Städte zu gelangen.
Erbendorf bezeichnete Grillmeier als eines der gewerblichen Zentren im Landkreis. Wie auch Mitterteich sei Erbendorf geprägt von der Porzellanindustrie. Trotzdem habe man es geschafft, neue Betriebe anzusiedeln. Auch im Bereich Kultur und Tourismus sei Erbendorf bereits gut aufgestellt und durch die neue Stadthalle und das Aribo-Hotel als Veranstaltungsräume habe der gesamte Landkreis einiges an Attraktivität gewonnen.
In einer offenen Diskussion frei nach dem Motto „jetzt red i“ waren die Besucher anschließend aufgefordert, sich zu äußern und Fragen an die Kandidaten zu stellen. Kreis- und Stadtrat Christian Bauer beschäftigt vor allem die Zukunft der Geriatrie. „Die Kliniken AG beschäftigt sehr engagierte Mitarbeiter, aber es besteht ein jahrelanger Investitionsstau in der Geriatrie.“ Hier sei der Kreis gefragt. Zum ersten Mal sei aber auch wieder spürbar, dass die beteiligten Träger wieder an einem Strang ziehen. Grillmeier will zunächst ebenfalls „eine Lanze brechen für das Personal, was in der Diskussion oft etwas untergeht. Hut ab vor der Leistung der Pfleger, Schwestern und Ärzte.“ Und auch er kündigt an, für den Erhalt der kleineren Häuser zu kämpfen: „Ohne die kleinen Krankenhäuser haben wir keine ausreichende Versorgung. Ein zentrales Haus in Weiden allein könnte das nicht stemmen.“ Es werde zwar Eingriffe geben müssen, aber „wir sind bereit Geld in die Hand zu nehmen“ und zu investieren.
Auch Erzieherin, zweifache Mutter und Stadtratskandidatin Kathrin Götzl meldete sich zu Wort. Sie stehe hinter dem Projekt Schwimmhalle. „Bis jetzt haben die Erbendorfer Kinder nur unregelmäßig die Möglichkeit, mit dem Bus ins Kemnather Hallenbad zum Schwimmen zu fahren.“ Das koste Zeit und reiche nicht aus. Mit einer Schwimmhalle wäre nicht nur der Schwimmunterricht der Kinder sichergestellt, sondern auch die Wasserwacht könnte die Halle für das Training nutzen. Auch den Zustand der Spielplätze sprach sie an. Sie wolle die Spielplätze in der Stadt zu Treffpunkten für Familien machen und auch das Spielangebot für ältere Kinder erweitern.
Norbert Reger aus Eppenhof, Mitglied der Bürgerinitiative „Windkraftfreie Heimat – Hessenreuther Wald“ (WHHW) bat Roland Grillmeier um eine Stellungnahme in Sachen Windkraft. Dieser äußerte sich kritisch. Es gebe zwar im Landkreis bereits einige Windkraftanlagen, aber dies dürfe niemals gegen den Willen der Bürger geschehen. Erst kürzlich habe er bei einer Veranstaltung in Altköslarn mitbekommen, wie „unerträglich“ ein Windpark für die dortigen Bürger wäre. „Wenn man eine Position hat wie den Hessenreuther Wald, sollte man diese nicht mit Windrädern verschandeln. Hier bin ich ganz bei unserem Landrat.“ Stadtrat Jürgen Böckl schlug in die gleiche Kerbe: „Wie sollen wir Touristen herbringen, wenn wir uns eines unserer Naherholungsgebiete so verbauen?“
Unternehmer Alfons Meierhöfer wollte hingegen wissen, wie es um die Modernisierung des Landratsamtes stehe, zum Beispiel wenn es um Baugenehmigungen gehe. „Stadt und Landkreis müssen Dienstleister für den Bürger sein“, gab der Landratskandidat zur Antwort. Die digitale Bauakte und auch elektronische Fahrzeuganmeldungen stehen auf der Agenda. Manchmal sei auch ein bisschen Mut gefragt. In der Position des Landrates habe man immer Entscheidungsspielräume, mit denen man „Zeichen setzen“ kann.
Hannes Heining, stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union forderte, die Jugend einzubinden, auf junge Leute zuzugehen und die Jugendarbeit voranzubringen. Denn „in der Jugend werden die Weichen für das Erwachsenenleben gestellt.“ Reger erinnerte sich an ein Vorkommnis aus seiner Vertretungszeit im Sommer. Junge Leute haben sich am Bushäuschen getroffen und dort ihre Ferien verbracht. Nach massiven Beschwerden der Anwohner habe man das Häuschen schließen müssen. Begeistert ist er davon nicht: „Zäune bauen kann keine Lösung sein. Wir wollen das offene Gespräch in einem Jugendforum suchen und dafür sorgen, dass Jugendliche eine Heimat bei und finden.“
Auch weitere Anfragen und Anliegen wurden an die Kandidaten herangetragen, die nach dem Ende des offiziellen Teils noch für persönliche Gespräche zur Verfügung standen. Reger, Grillmeier und die Kandidaten dankten den Besuchern für das große Interesse an der Veranstaltung.
Hier finden Sie Impressionen des Bürgergesprächs der CSU und CWL vom 31. Januar: